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Bauherrnopfer

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ErfahrungsberichtHaustechnik

Der Energieanbieter (16.05.2013)

Monopolismus ist der Tod der freien Marktwirtschaft. Oder anders gesagt: Als österreichischer Stromkunde bist du am Arsch.

Jetzt haben wir in Österreich ja seit einiger Zeit die Möglichkeit unseren Energieanbieter frei zu wählen. Das klingt nett und sieht auf dem Papier auch super aus. Was leider oft vergessen wird bei den ganzen blumigen Angeboten ist, dass man als Kunde geschmalzene Preise an den Netzanbieter zahlt, den man sich ja leider nicht aussuchen kann.

Wirbt ein Anbieter also mit knapp 8 Cent pro kWh inklusive aller Abgaben und Steuern, dann ist das nur die halbe Wahrheit, denn der Netzbetreiber, in unserem Fall Wien Energie, erhält für die Netzbereitstellung noch einmal 9,6 Cent pro kWh und zusätzlich natürlich das Entgelt für Messleistungen, weil sie ja einmal im Jahr den Zählerstand ablesen. Da hier ein Mitarbeiter der Wien Energie vorbeikommt, seinen Bartschlüssel in ein Schloss stecken muss und den Zählerstand von Hand eingibt, dauert die Ablesung etwa zwei Minuten inklusive Fußweg zum nächsten Haus. Aufgrund der Messleistungskosten in der Höhe von 28,80 Euro pro Messung dürfte der Mitarbeiter also einen Stundenlohn von etwa 864,- Euro haben, denn so viel nimmt Wien Energie ein, wenn dreißig Zähler einer Straße in einer Stunde abgelesen werden. Und das geht sich leicht aus. In einem Mehrfamilienhaus dauert die Ablesung sogar gerade mal dreißig Sekunden pro Haushalt. Damit steigt der Stundenlohn sogar auf das Vierfache an. Cool, oder?

Wenn man also seinen Anbieter Wechselt, dann setzen sich die Kosten aus dem Energiepreis und dem Netzpreis zusammen. Bei uns als Verbund Kunden also:

  • 8,34 Cent / kWh Energie Verbrauchspreis an Verbund 
  • 3,6 Euro / Monat Energie Grundpreis an Verbund
  • 6,24 Cent / kWh Netznutzung & Netzverlust Verbrauchspreis an Wien Energie
  • 34,07 Euro / Jahr Netznutzung Grundpreis inkl. Ökostromförderbeitrag an Wien Energie
  • 28,80 Euro / Jahr Entgelt für Messleistungen an Wien Energie
Wir zahlen also für rund 9.000 kWh Stromverbrauch im Jahr 1.421,40 Euro unter Berücksichtigung aller Rabatte. Ein leichter Unterschied zu den beworbenen 750,- Euro die man anhand der Informationen auf der Website vom Verbund errechnen würde, wenn man einfach nur den Anteil des Verbundes betrachtet. Natürlich lohnt sich ein Wechsel trotzdem, aber man sollte immer im Auge behalten, dass die Gesamtkosten weit höher liegen als die reinen Energiekosten. Es ist daher sinnvoll einen Abstecher auf die Seite der e-control zu machen und dort den Tarifkalkulator zu verwenden um zu erfahren welcher Anbieter das derzeit beste Angebot parat hält.
Und falls ihr wechselt, dann achtet darauf, dass die Zählerstandsablesung möglichst nahe am Stichtag des Wechsels liegt. Wir machten den Wechsel im Dezember und gaben daher den Zählerstand von Mitte Dezember bekannt. Wien Energie ließ sich mit dem Wechsel aber bis zum 31.1. des darauf folgenden Jahres Zeit und nahm einfach einen fiktiven Zählerstand an, der anhand des durchschnittlichen Verbrauches errechnet wurde. Bei der Jahresablesung im März kam dann das große Erwachen, da dort plötzlich um 2.100 kWh mehr standen als der errechnete Wert 48 Tage zuvor (oh Wunder in der Heizzeit). Der Verbund nahm sich das gleich als Basis und machte eine Vorschreibung für unseren fiktiven Jahresverbrauch von etwa 18.000 kWh was ein absoluter Schwachsinn ist, weil wir in den Sommermonaten im Schnitt etwa 400 kWh im Monat und nur in den Monaten Dezember bis März mehr verbrauchen. Da aber der Wechsel des Anbieters genau in diese Zeit gefallen ist, passte plötzlich hinten und vorne nichts mehr zusammen.
Resultat war eine Vorschreibung in der Höhe von 240,- Euro im Monat. Also das Doppelte der normalen Vorschreibung. 

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