Donnerstag, November 21, 2024
Bauherrnopfer

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Der schleichende Tod des GIRA Homeserver 3

Die Grundidee des GIRA Homeserver hat mir sehr gut gefallen, da sich damit wirklich viele Aktionen in der häuslichen Elektroinstallation umsetzen lassen, die ohne Programmierlogik einfach nicht machbar wären.

Unser GIRA Homeserver 3 (der schon seit Jahren EOL – End Of Life – ist, und bereits durch den GIRA Homeserver 4 abgelöst wurde)  steuert so gut wie jeden bereich des Hauses. Genauere Infos über die Funktionen, die ich mit dem Homeserver umsetzte findest du im Hausbau-Blog im Beitrag über KNX. Wir kümmern uns kaum mehr manuell um irgend welche Rollläden oder Beleuchtungen, denn das meiste läuft voll autonom ab. Zudem spricht unser Homeserver seit etwa zwei Jahren mit Alex unserer Amazon Echos im Haus. Näheres dazu findest du wieder in einem Beitrag in unserem Hausbau-Blog. So wurde der Komfort durch spezielle Routinen noch erweitert. Mit einem einzelnen Kommando werden nun morgens zum Frühstück die richtigen Rollläden geöffnet, bestimmte Beleuchtungen eingeschaltet, der Strom der Espressomaschine eingeschaltet, die aktuelle Außentemperatur und die kommenden Termine des Tages angesagt und schlussendlich unser Lieblingssender aufgerufen.

Es ist also offensichtlich, dass unser GIRA Homeserver bereits voll integriert war und es mehr als betrüblich ist, wenn er nicht funktioniert. Leider ist es aber nun so, dass die Hardware, die GIRA für ihre Homeserver verwendet nicht zwingend für einen 24/7 Betrieb über mehrere Jahre ausgelegt ist. Vor allem mit dem Power-Board, der Platine die das Mainboard und den Speicherchip mit Energie versorgt, dürfte es in sehr vielen Fällen Probleme geben.

Symptome

Unser Homeserver hatte in letzter Zeit immer wieder Probleme mit der Netzwerkverbindung. Die schob ich eigentlich auf den Provider und die Tatsache, dass der Server über eine Powerline-Verbindung mit dem Netzwerk verbunden ist. Ich dachte also nicht dran, dass es ein Problem mit dem Server selbst geben könnte.

In letzter Zeit kam es dann ab uns zu vor, dass der Server nach einem Update nicht wieder hochfuhr. Nach einem Ausschalten und Wiedereinschalten ging das aber dann, also dachte ich eher an ein Problem beim Booten, das womöglich durch die Update-Routine hervorgerufen sein könnte.

Auf den RTR-Displays stand plötzlich eine falsche Uhrzeit und ein falsches Datum, und wegen der falschen Zeit versagte die Rollladensteuerung komplett und öffnete alle Rollläden bereits um 4:30 morgens. Und das obwohl der Dämmerungssensor zu diesem Zeitpunkt sicher noch einen zu geringen Wert für das Öffnen sendete. Spätestens jetzt war ich leicht in Panik, weil es erstmals zu massiven Fehlfunktionen im System kam.

Zuletzt reagierte der Homeserver dann nicht mehr auf den Tastendruck des Power-Knopfes, wobei auch hier interessanter Weise der Klick am Druckpunkt des Schalters ausblieb. Hätte also auch der Taster sein können. Leider reagierte der Server auch nicht, nachdem ich die kleine Platine mit dem Schalter ausbaute und den Steuerkontakt direkt herstellte.

Das Gerät ließ sich nun unter keinen Umständen mehr starten und zeigte absolut keine Reaktion.

Die Fehlersuche

In meiner ersten Panik kontaktierte ich mal GIRA per Mail….auf diese Anfrage habe ich bis heute keine Reaktion erhalten, aber es ist ja auch erst zwei Wochen her. Eigentlich wollte ich ja nur wissen, ob es außer dem Mainboard noch andere Ursachen für das Verhalten geben könnte.

Nun wählte ich die Telefonnummer, die ich auf der GIRA Website fand und rief dort direkt in der Technik an. Der freundliche Techniker erklärte mir in kurzen Worten, dass die die Hardware des Homeserver 3 bereits seit 2012 End Of Life wäre, also nicht mehr supportet wird, und es aus diesem Grund auch nicht möglich wäre das Gerät zu ihnen einzuschicken. Es gäbe nur eine Lösung und zwar wäre das der Kauf des GIRA Homeserver 4 oder des GIRA Facility Server, die sich nur durch die Bauform und den Preis unterscheiden. Cool habe ich in diesem Zusammenhang die Aussage des Technikers gefunden, dass die Software des Homeserver lizenzfrei und kostenlos herunter zu laden wäre und man dafür nicht bezahlt. Man bezahlt nur für die Hardware, daher gäbe es auch keine Möglichkeit den HS3 kostengünstiger zu ersetzen als durch einen Neukauf. Lustig ist, dass die verwendete Industrie-Hardware beim HS3 und HS4 nicht mal 500 Euro Wert ist und dann mit einer Spanne von mindestens 1.300,- Euro verkauft wird. So kann man es auch machen.

Somit wäre laut GIRA die einzige Möglichkeit unser Smart-Home wieder zum Laufen zu bringen, die Neuanschaffung des rund 1.800,- Euro teuren HS4. Die Tatsache, dass die verbaute Hardware im HS4 bereits seit Anfang 2019 End Of Life ist und es daher auch nur Ersatzteile aus Restbeständen gibt machte mir die Entscheidung dahingehend jedoch nicht leicht.

Also begann ich mit einem Multimeter durchzumessen wo nun eigentlich die Spannung oder der Strom fehlen würden und stellte fest, dass am Anschluss des Mainboards keine Spannung anliegt und der Fehler daher bereits in der Platine davor liegen musste. Das machte mich ein wenig zuversichtlicher, da ich bis zu diesem Zeitpunkt auch schon auf der Suche nach einer alten VIA  Epia-LN Platine war, dem EOL Mainboard, das im Homeserver verbaut ist. Da das Linus des HS genau auf diese Hardware gebrandet ist, kann leider keine andere Hardware verwendet werden. Auf Aliexpress fand ich das Board gebraucht zu einem Preis von mindestens $ 180,- natürlich immer mit dem Risiko, dass die Platine nicht richtig funktioniert, die BIOS Einstellungen nicht passen oder einer der Treiber nicht passt, weil unter Umständen ein anderer Chip verwendet wurde.

Die Suche nach einer Lösung

Da sich die Power-Platine als Hauptschuldiger für meine Probleme nahezu aufdrängte, musst ich nun nach einer Lösung suchen, die einerseits günstig und andererseits dauerhaft wäre. Nun dürften die Platinen der Stromversorgung im HS3 oft wegen thermischer Belastung den Geist aufgeben. Also wollte ich eigentlich die Verwendung eines vergleichbaren Gehäuses vermeiden, auch wenn ich die niedrige Bauform des Gehäuses schätze, denn so lässt es sich bei uns im Verteilerschrank unterbringen. Um jetzt aber thermische Probleme auszuschließen wählte ich als Ersatz ein Cooler Master Cube-Gehäuse im Mini-ITX Faktor inklusive 120mm Lüfter und für Standard-ATX Netzteile geeignet. Das Thermaltake Netzteil ist mit über 500W wesentlich überdimensioniert, da der GIRA Homeserver 3 sich mit rund 20-30W begnügen würde. Hier war hauptsächlich der Preis und die Eignung zum Dauerbetrieb ausschlaggebend für die Entscheidung. In Summe habe ich nun knapp über 90 Euro ausgegeben.

Der Umbau der Komponenten war nun reine Formsache. Mainboard raus, Stromversorgungen kappen und alles im Cooler Master Gehäuse einbauen. Die Front-USB-Anschlüsse des Gehäuses habe ich sicherheitshalber nicht mit dem Mainboard verbunden, da es möglich wäre, dass es während des Bootvorganges mangels Treiber zu Problemen kommen könnte. Die beiden Anschlüsse an der Rückseite reichten bislang ja schließlich auch.

Nach dem Umbau ist mein GIRA Homeserver 3 nun doppelt so hoch wie ursprünglich und verfügt neben einem integrierten und belüfteten Netzteil auch über einen 120mm Lüfter an der Gehäuseseite, der die passiv gekühlten Komponenten nun wesentlich kühler hält als sie zuvor waren. Unser Homeserver hatte im Normalbetrieb meist eine Temperatur von 38-40° Celsius an der Gehäuse-Außenseite. Nun ist das Gerät nicht mal mehr handwarm. Ja dafür macht es jetzt Geräusche und braucht fast doppelt so viel Energie wie zuvor. Das sind zwar Mehrkosten beim Strom von fast 20 Euro pro Jahr, dafür aber gut 1.700,- Euro Einsparung, weil ich keinen neuen Homeserver kaufen musste. Und wenn durch den höheren Energieverbrauch die Elektronik des Servers länger halten sollte, dann sind mir die höheren Stromkosten mehr als recht.

Fazit

Ein Unternehmen wie GIRA sollte meiner Ansicht über den Support-Prozess von eigenen Produkten nachdenken. Es kann ja wohl nicht sein, dass ein hochpreisiges Produkt wie der Homeserver nicht mehr supportet wird, weil das neue Gerät bereits am Markt ist und die Hardware EOL ist. End Of Life war das Zeug schon als ich es kaufte, nämlich bei VIA, dem Hersteller des Boards. Mein nächstes Projekt ist jetzt das Studieren der KNX-API. Vielleicht kann ich mir meine Logik in C# umsetzen und über Kurz oder Lang den Homeserver loswerden. Mir wäre ohnehin eine Lösung auf unabhängiger Hardware lieber, dann könnte ich mir ein Backup-Gerät anschließen und einfach umschalten, wenn wieder mal der Server ausfällt.

11 Gedanken zu „Der schleichende Tod des GIRA Homeserver 3

  • Winfried Busch

    Guten Tag Herr Geyer,
    gestern ist nach 10 Jahren mein Gira HS3 von uns gegangen. Mit großem Staunen habe ich Ihren Blog gelesen – am Dienstag messe ich dann erst mal die Power-Platine, ob’s bei mir auch daran liegt. Vorab dazu wollte ich kurz nachfragen, ob der Standard Stecker des ATX Netzteils ohne Anpassung auf das HS3 Mainboard passt?
    Viele Grüße und ein tolles Osterfest,
    Winfried Busch

    Antwort
    • Sebastian Geyer

      Hi Winfried, es waren keine Anpassungen des Netzteils nötig. Einfach einbauen, anstecken und weiterverwenden. VG Sebastian

      Antwort
  • Marco Tschupp

    Hallo Herr Geyer

    Wie lange war dann der HS-3 bei Ihnen im Einsatz. Real im Einsatz. ? Wann wurde er gekauft und wo wurde er gekauft?

    Ich verstehe nicht ganz, sie monieren dass ein über 10Jahre altes Gerät nicht mehr durch den Hersteller repariert wird.? kennen Sie den Hersteller die das noch machen im 2022 ?
    würde mich echt wunder nehmen welche das noch machen .

    BTW; ich habe Kunden betreut, da waren Homeserver über 20Jahre im Einsatz also wenn das nicht nachhaltig ist, verstehe ich die Welt nicht mehr.

    Nehem Sie mir es bitte nicht übel aber ich muss auch zugeben, dass ich als Schweizer schon immer mühe hatte mit der „Geiz ist geil“ Mentalität unserer Nachbarn aus DE – alles selber machen, alles haben, Keine Fachleuchte beschäftigen, Material selber kaufen, darf aber nichts kosten ?
    geht nicht auf. …

    Danke für ein Feedback. Gruss M. Tschupp.

    Antwort
    • Sebastian Geyer

      Gute Tag Herr Tschupp,

      ich weiß nicht warum Sie dieses Thema derart in Rage bringt, dass Sie mir eine ‚Geiz ist Geil‘-Mentalität unterstellen und mir gleichzeitig auch noch die fachliche Kompetenz absprechen eine technische Situation zu beurteilen. Der Homeserver wurde 2012 im Fachhandel gekauft und zwar zu völlig ungeizigen knapp 2.000 Euro, logischer Weise noch bevor es den HS4 gab und zu einem Zeitpunkt zu dem das eingesetzte Board bereits durch den Hersteller EoL war. Das lässt sich nachprüfen und ist meiner Ansicht nach ein NoGo im Umfeld von industriel genutzter Hardware.

      Ich selbst bin seit bald zwei Jahrzehnten in einem IT-Bereich tätig der auf industrielle Hardware-Lösungen spezialisiert ist und stehe selbst oft vor dem Problem mit EoL-Hardware. Bei uns finden wir aber auch Lösung für unsere Kunden, wenn das passiert.

      Das Case des Homeserver 3 selbst ist ein Billig-Gehäuse wie ich es bei Barebone-Geräte selten gesehen habe. Hier war letztendlich auch der Fehler zu finden. Die Rückmeldungen die ich seit dem Blogbeitrag 2019 erhalten habe, den ich im Übrigen nach knapp 7 Jahren 24/7 Betrieb des HS3 schreiben musste, zeichnen hier übrigens ein eindeutiges Bild, da die meisten User des Homeserver 3 Probleme mit der Power-Unit im Case zu haben scheinen. Der Beitrag hat mittlerweile zig Usern geholfen ihren HS3 weiter verwenden zu können, da es seitens Gira ja nur die Lösung gibt einen neuen HS zum vollen Preis zu kaufen und eine Reparatur nicht möglich ist. Technisch gesehen ließe sich der Homeserver übrigens problemlos auf die Hutschiene bringen. Dass der X1 eingeschränkte Funktionalitäten im Logikmodul hat ist nicht technisch oder bauartbedingt, sondern hat etwas mit Marketing zu tun.

      Und nun zu meinem eigentlichen Kritikpunkt an dem HS-Geschäftsmodell von GIRA: Mir wurde seitens GIRA erklärt, dass die Lizenz der Software für den Betrieb des HS über den Kaufpreis beglichen wird. Daher ist der Kaufpreis auch um ein Vielfaches höher als der Gegenwert der verwendeten Hardware. Wenn ich also einen defekten HS3 habe und ihn durch den HS4 ersetzen muss, dann habe ich bereits für die Nutzung der Lizenz über die Anschaffung des HS3 gezahlt. Somit sollte der HS4 im Austausch zum EK abgegeben werden, da man als Benutzer ja nur noch die Hardware und nicht die Lizenz für die Nutzung der Software benötigt. Zahle ich für den HS4 nämlich wieder den vollen Preis, dann habe ich die einfach nutzbare Lizenz doppelt erworben. (Ja und auch im Bereich der Software-Lizenzen bin ich bereits seit rund 20 Jahren tätig, weiß also wovon ich spreche)

      Unabhängig davon ist für mich der HS nach wie vor die beste Möglichkeit im Bereich der logikgestützten Heimautomatisierung, auch wenn es mittlerweile wirklich gute Alternativen gibt.

      Ich hoffe ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht zu haben.
      VG, Sebastian

      Antwort
  • Kai

    Hallo Sebastian, bei mir war auch das Mainboard defekt, habe im Netz ein gleiches gefunden, habe aber jetzt das Problem das diese eine andere MAC Adresse hat und der Server nicht hoch fährt.
    Wie hast du das Problem gelöst?
    Mfg Kai

    Antwort
    • Sebastian Geyer

      Hi Kai, da bei mir das Mainboard nicht defekt war, sondern nur die Spannungsversorgung des Gehäuses, habe ich keine neue Mac Adresse. Allerdings gibt es glaub ich Möglichkeiten die Mac zu ändern. Wie das geht weiß ich leider nicht.
      VG Sebastian

      Antwort
  • Matthias

    Hallo Sebastian,
    heute habe ich einen ebenfalls defekten HomeServer 3 von einem Kunden zur Begutachtung/Reparatur bekommen. Offensichtlich sind sowohl auf der Versorgungsplatine (wie bei Dir auf dem Foto auch zu sehen), als auch auf dem Mainboard insgesamt 20 Elkos aufgebläht, haben also keine flache Oberfläche mehr. Ich habe die entsprechenden, so genannten „low ESD – Elkos“ bei Reichelt für ca. 20 Euro bestellt und gehe davon aus, beide Platinen innerhalb von 2-3 Stunden wieder fit zu bekommen. Ich werde berichten…
    Grüße, Matthias

    Antwort
  • Thomas Schönecker

    Servus Sebastian, hast Du zufällig noch einen Link zur Beschaffung der Spannungsversorgungsplatine? Mein HS3 ist heute nach einem Spannungsausfall nicht mehr zum Einschalten zu bewegen!
    Gruß aus Hessen, Thomas

    Antwort
    • Sebastian Geyer

      Hi Thomas, da ich die Platine nicht bekommen habe, baute ich die HS Hardware in ein anderes, ventiliertes Gehäuse mit Netzteil ein. Siehe Blogbeitrag. VG Sebastian

      Antwort
  • Stefan Wenderoth

    Hallo, bei mir ist auch der Homeserver 3 ausgefallen. Nach dem Aus-/Einschalten lief der HS nicht mehr hoch und die Einschalttaste leuchtete nur noch leicht hell. Ich vermutete zu geringe Spannung und habe das externe Netzeil nachgemessen. Statt 12V kamen nur noch 2V. Nach Kauf eines baugleichen Netzteils und nach Anschluss eines Bildschirms/Tastatur/Maus an den HS3 kommt folgendes Bild: Der HS fährt nur bis zum BIOS-Bildschirm hoch, reagiert aber weder auf Tastatureingaben oder Maus. Man kommt also nicht mehr an das Gerät dran. GIRA meinte, das Gerät müsste ggf. über einen Händler eingeschickt werden. Gibt es einen Trick? VG Stefan

    Antwort
    • Sebastian Geyer

      Hi,
      Leider kann ich die da keinen Tipp geben, da dieses Verhalten nach einem defekt am Flash Speicher klingt. Es kann natürlich sein, dass die Power Platine des Gehäuses der Grund für den Defekt am Netzteil war und das MB daher eine zu geringe Leistung erhält. War bei mir der Grund für das Versagen. Daher kaufte ich ein neues Gehäuse mit Netzteil.
      VG, Sebastian

      Antwort

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